Ideen sammeln in Europa
Lehrer der Modellschule Obersberg nehmen an Erasmus-Austausch-Projekt teil
BAD HERSFELD. Auch Lehrer können noch etwas lernen, und im Idealfall profitieren die Schüler davon ebenfalls: Entsprechend groß ist die Freude an der Modellschule Obersberg (MSO) in Bad Hersfeld, die für das europäische Mobilitätsprojekt Erasmus + für Lehrer ausgewählt wurde.
Den umfangreichen Antrag mit fast 50 Seiten hatte Corina Klose, Leiterin des Fachbereichs III, gemeinsam mit Eva Martens-Salzmann und Sebastian Kiehl erarbeitet. „Noch mehr Europa wagen: Konsolidierung und Erweiterung der internationalen Dimensionen der Modellschule Obersberg zur Förderung des europäischen Austauschs als Beitrag zur Schulentwicklung“ lautet der etwas sperrige Titel der Bewerbung. Und auch Schulleiter Karsten Backhaus gibt mit Blick auf die Anforderungen zu:
„Das kann durchaus abschrecken. Aber wir haben dank vieler Projekte ja einige Erfahrung.“ 96 von 100 möglichen Punkten habe die MSO schließlich erhalten, darauf könne man stolz sein.
Insgesamt zwölf Lehrer aus ganz unterschiedlichen Fachbereichen nehmen nun an dem Programm teil, das ganz bewusst auch für Lehrer nichtsprachlicher Fächer gedacht ist, die bisher nur wenig Berührungspunkte mit internationaler Projektarbeit hatten, wie Klose erläutert.
Den Horizont erweitern
Sich auf europäischer Ebene austauschen, den Horizont erweitern und neue Ideen mitbringen – das sind die Ziele. Gefördert und finanziert wird das Projekt von der EU, das für die MSO immerhin einen Wert von rund 33 000 Euro habe. Ein bis zwei Wochen verbringen die Lehrer im Projektzeitraum von zwei Jahren im Ausland, wo sie eine inhaltliche Fortbildung
oder ein Job-Shadowing an einer Schule absolvieren. „Bei einer Schule unserer Größe ist das kein Problem“, so Backhaus, zumal ein Teil des Austausches in den Ferien stattfinde. 90 Lehrer gehören zum festen Stamm der MSO mit aktuell 1460 Schülern.
Mathe in Griechenland Land
Zeitpunkt und Kurs konnten beziehungsweise mussten die Teilnehmer bereits bei der Bewerbung auswählen. Eine Mathematikfortbildung in englischer Sprache hat Mathe- und Physiklehrer Michael Bortfeld in Griechenland absolviert. Dabei ging es um ein PC-Algebra-System, das auch an der MSO genutzt wird. Bortfeld denkt deshalb schon an ein bilinguales Mathematik-Modul. „Da hätten die Schüler sicher etwas von“, ist er überzeugt. Mit zweisprachigem naturwissenschaftlichen Unterricht befasst sich auch Sebastian Kiehl (Englisch, Physik), der nächsten Sommer eine Fortbildung in England besuchen wird und ebenfalls an einen passenden Schüler-Workshop denkt. „Englisch kann zum Beispiel im Studium sehr wichtig sein“, so Kiehl.
Ganz im Sinne des langjährigen Polen-Austauschs ist Eva Martens-Salzmann (Deutsch, Kunst) unterwegs, die für je zwei Wochen einen Polnisch-Kurs in Danzig besucht. Nach Finnland und Italien geht es für Corina Klose, die sich in Nordeuropa mit dem Thema „Naturwissenschaftlicher Unterricht innovativ“ beschäftigen und in Südeuropa den Unterricht der neuen Partnerschule begleiten wird.
Urlaub sind die Auslandsaufenthalte für die Lehrer übrigens nicht: Alles wird sorgfältig dokumentiert und evaluiert, betonen die MSOler.
von Nadine Maaz (Hersfelder Zeitung vom 25.11.2017, S. 5